Ein Projekt aus Kleinskulpturen mit kleinen Gedichten (eine Auswahl)

Gießkeramik, Figur, Laterne

Teppichklopfen

Die Reste der Jahre
haben sich tief verklemmt
in die Millionen Fasern.
Du bist stark.
Die Reste der Dinge,
deine alte Haut
und schwer, so schwer war er,
beim Werfen über die Stange.
Du wolltest nicht saugen,
und im Beutel
den Dreck der Jahre sammeln.
Davonwehen,
hinaus aufs Meer,
sollte er,
wie deine Erinnerungen.
Flusen, Wollmäuse,
rhythmisch schlagen…
Du bist stark
und doch:
dieses unhandliche Fasergeflecht,
die Mandelbrotbäumchen um dich
wie wild wuchernder Schnee;
deine Wut scheint unermesslich.
Überall könnte man dein Klopfen hören,
den Staub fliegen sehen,
gäbe es Ohren in der Nacht
und die Augen, die am Tage
deinen Körper suchten.

Bananenallee

Du erinnerst dich
an den bitteren,
sehnsüchtig erwarteten Zug
an deiner weißen Zigarette,
an den sanften Regen,
der langsam Dein Kleid durchweichte,
und auf Deine Schuhe tropfte.
Und so strecktest Du
die Zunge heraus ,
dass der Geschmack des weichen Wassers
Dein trockenes Herz belebe.

Damals, als du aus Deinem Haus tratst,
und Dich beim Atmen die schwere Luft der Stadt
zu schlucken drohte,
wusstest du die Antwort noch,
jenes kleine Warum
eines jeden Tages,
erzähltest es jedem,
der Deine Worte trinken wollte.
Man konnte es sehen
an deinen geröteten Wangen,
Deinen seltsam anwesenden Augen.

Geblieben ist die Erinnerung
und das Blau der Nacht,
Deine Hand,
die an deinen Mund greift,
als wäre die Zigaretten noch dort
und Dein Karren,
mit dem Du ihm oder ihr
irgendetwas bringen wolltest.

Paprika putzen
Du hattest es nie gewollt,
aber nur Du warst da.

Du sahst
Trauerstaub und Erinnerungsflusen.
Du vergaßest Dein Leben,
um das Waldrot zu suchen
unter Stuhlbraun und Sofagrau;
und so tatest Du es:
Tag für Tag,
Rille für Rille,
und schon bald
verschwand das Warum;
kein Morgen,
nur das verstaubende Rot.

Müde und sinnlos
stehst Du jetzt
auf Deinem Teil der Zeit,
und Du wartest:
auf Kraft
auf Sinn,
auf Morgen,
und darauf
dass einer hilft,
oder der Staub einfach aufhört,
alles zu bedecken,
und frischer Schnee
den Himmel und Deine Paprika in Weiß betten.

Wäscherin auf Blumenkohl
Du
stehst luftgeblasen,
hungrig und salzig
vor wehendem Tuch.

Deine Gedanken
fliegen
wie das verdunstende Wasser
ins Überall.

Die Nacht,
die war,
die Nacht,
die kommt,
ganz gleich,
ganz traumlos,
ganz in Dein Nachthemd verwoben.

Aber jetzt stehst Du da.

Während der Wind
Dein Kleid ergreift,
Deinen Po streichelt,
Deine Hand berührt,
ahnst Du:

Alle Worte waren Betrug
und jedes Lächeln gekauft.

Aber dass das Licht über Dir
fließt, langsam
in jede weiche Spalte
Deiner Kleidung,
bringt Dich zum Lachen,
zum Zittern
und auf Zehenspitzen
hoffst Du auf einen,
einen weiteren Tag.

Birne mit Kalb
Rufst Du nicht bald…
der Blick in die Tiefe…
nur ein kleiner Schritt…

Das Fleisch zerschmettert nicht.

Das Geräusch der Knochen
am Grund
gedämpft von Fleisch und Blut
und Haut und Haaren.

Denn Du warst nicht da,
mein Fleisch zu fangen,
mein Blut zu trinken.

Nun ist durchbohrt meine Haut
von mir
bis zur Unkenntlichkeit:
die Kehle war bis zuletzt
blubbernd und voller Hoffnung.

Ich lasse Dir
mein Tier,

beleuchtet.

Wirsingpilz
Die Not macht blau,
ich werfe die Krone in die Zukunft.
Die Bewegungsmatrix:
eng wie einst das Mieder.
Die Blaupilze wachsen.

Haftschalenergüsse:
die Not der Bürger zu sehen,
den Blaupilz mit Wirsinghaut.

Der Grund,
tief und wild
wie der Morgen.

Gedrungen
hocken wir
in den Höhlen der Tat
und warten,
warten,
warten auf Erlösung,
auf Liebe,
ohne
es
zu
ahnen.

Bleib bitte.